„Als ich im Dezember 2015 das erste Mal auf Chios war, trafen mich zwei Beobachtungen, die mein Denken und meine Emotionen erschütterten:
1. Die Institutionen und Organisationen, von denen ich gedacht hätte, dass sie in einer solchen Krise „zuständig“ sind – der Staat, das organisierte Europa, große Hilfsorganisationen – glänzten durch Abwesenheit.
2. Teams von unabhängigen Volunteers von überall her taten, was gerade nötig war – ohne gesicherte Finanzierung, nach dem Prinzip ‚Versuch und Irrtum“, und mit einer unfassbaren Liebe, Energie und Durchhaltevermögen!“
Alexander Hirsch, 1. Vorsitzender Offene Arme e. V.
Über 70 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht – so viele wie noch nie. Während in Deutschland der Eindruck vermittelt wird, die „Flüchtlingskrise“ sei vorbei, ist die Lage in den Kriegs- und Krisengebieten so dramatisch wie zuvor.
Im selbst krisengeschüttelten Griechenland hängen seit der Schließung der Balkanroute und dem Flüchtlingsabkommen der EU mit der Türkei Zehntausende Geflüchtete fest. Besonders prekär ist die Lage auf den Ägäisinseln Lesbos, Chios, Samos, Kos u.a., wo Tausende in erbärmlichen Bedingungen darauf warten, dass irgendetwas passiert – und wo nach wie vor neue Flüchtlinge ankommen (in den beiden Booten im Bild kamen 130 Menschen übers Meer!)
Seit dem Oktober 2015 unterstützen im Chios East Shore Response Team (CESRT) einheimische und internationale Freiwillige Menschen auf der Flucht. Kern der Arbeit war von Anfang an die Erstversorgung am Strand oder im Hafen mit Nahrung, Wasser, trockenen Kleidern, medizinischer Grundversorgung – und menschlicher Zuwendung. Dazu kamen mit der Zeit Kleiderausgaben, Kinderbetreuung, Sprachunterricht und andere Aktivitäten.
Offene Arme e. V. – Hoffnung für Chios wurde gegründet, um die Arbeit von CESRT und anderen Initiativen zu unterstützen. Heute sind wir der rechtliche Träger von CESRT und im Prozess, uns in Griechenland als Nichtregierungsorganisation zu registrieren.